Wow: Luftverschmutzung in Asien verstärkt Stürme über dem Pazifik – zu diesem Ergebnis kommen Wettersimulationen. Die Smogfahnen bringen offenbar einen Luftsog in Gang, der sich sogar weltweit auswirken könnte.
Allgemein
Özdemir: Wälder sind unsere natürliche Klimaanlage
Mal richtig gesprochen, aber noch nicht so wirklich passend in den Maßnahmen, würde ich sagen.
Cem Özdemir: „Die Wälder sind unsere natürliche Klimaanlage. Doch die Schäden durch Stürme, Dürre und Borkenkäfer haben sich regelrecht in die Landschaft eingebrannt. An diesen Waldschäden wird uns vor Augen geführt, was die Klimakrise für uns bedeutet. Deshalb bauen wir unsere Unterstützung zum Schutz und Erhalt der Wälder aus. Hierzu passen wir das Bundeswaldgesetz an. Und mit einem neuen Instrument wollen wir zusätzliche Klimaschutz- und Biodiversitätsleistungen im Wald mit insgesamt 900 Millionen Euro finanzieren. Das erste Modul ist mit 200 Millionen Euro ausgestattet und soll noch in diesem Jahr starten. Weitere Module sollen folgen.“
Zeitnah wird eine Förderrichtlinie zunächst mit Modul 1 entwickelt, mit dem zusätzliche Leistungen der Waldbesitzenden für den Klimaschutz und die Biodiversität finanziert werden sollen. Dafür sind in diesem Jahr 200 Millionen Euro vorgesehen. Weitere Module folgen. Zum Beispiel die Extensivierung der Nutzung in Wäldern, die einen besonders hohen Wert für die Biodiversität haben.
Neuer Sonderforschungsbereiche: Regionaler Klimawandel – Die Rolle von Landnutzung und Wassermanagement
Spannendes Projekt an der Uni Bonn: „Der weitreichende Einfluss von Klimagasen, vor allem von CO2 und Methan, auf das globale Klima ist unbestritten. Im Sonderforschungsbereich 1502 „Regionaler Klimawandel: Die Rolle von Landnutzung und Wassermanagement“ untersuchen die Forschenden die Hypothese, dass auch der vom Menschen verursachte Landnutzungswandel und ein intensiviertes Wassermanagement das regionale Klima beeinflussen – und dadurch zu unbeabsichtigten Veränderungen im natürlichen regionalen Wasser- und Energiekreislauf führen. Die im SFB zu untersuchende Hypothese geht sogar so weit, dass derartige Veränderungen bereits maßgeblich zu den beobachteten Trends im regionalen Wasserkreislauf beigetragen haben.“
Einladung zum 6. Symposium „Aufbauende Landwirtschaft“, 28.-30. Januar 2022, online
Tagung „Klima-Landschaften“ – ein vorläufiges Fazit
Die Rückmeldungen am Ende der von Stefan Schwarzer organisierten Online-Tagung am 8. Dezember waren überwältigend positiv. „So etwas brauchen wir viel öfter“, formulierten gleich mehrere der über 200 Teilnehmenden. „So viel geballte Expertise ist selten“, hieß es in Anspielung auf die unterschiedlichen beruflichen Hintergründe des Publikums. Wissenschaftler aus verschiedenen Instituten und Disziplinen waren genauso vertreten wie Landwirte und Gärtnerinnen sowie Menschen aus Politik und Verwaltung. Jan-Gisbert Schultze, einer der Mitorganisatoren, formulierte am Ende euphorisch: „Eine der innovativsten Tagungen, die ich in den letzten 20 Jahren erlebt habe!“
Innovativ war auch die Fragestellung, die bisher wenig Niederschlag im Mainstream der Klimaforschung findet: Wie wirkt sich Landschaftsgestaltung auf die Klima-Resilienz aus? Wie kann man durch Humusaufbau, Baumstreifen und Wasserrückhaltung das Mikro-, Meso- und Makroklima beeinflussen? „Früher haben wir Wasser möglichst schnell aus der Landschaft herausgeleitet“, befand Landwirt und Mitorganisator Felix Löwenstein gleich zu Beginn. Langsam reife aber die Erkenntnis, wie kontraproduktiv das sei. Auf riesigen Schlägen unbedeckter Erde etwa in Ostdeutschland finde monatelang keine Photosynthese statt, das bleibe nicht ohne Wirkung.
Ein Highlight der Tagung war der Vortrag des Bodenwissenschaftlers Walter Jehne, der aus Australien zugeschaltet wurde. „Wir müssen in den nächsten zehn Jahren handeln, dann sind die 1,5 Grad plus im Klima schon erreicht“, mahnte er. Aber auch: „Wir haben sehr sichere natürliche Lösungen dafür.“ Es sei möglich, durch Biosequestrierung, Begrünung und den Einsatz von Pilz-Netzwerken die Erde in 10 bis 20 Jahren zu regenerieren und das Klima zu stabilisieren.
Praktische Vorschläge dafür machte Sonoko Bellingrath-Kimura vom ZALF. Sie empfahl reduzierte Bodenbearbeitung, Blühmischungen, Patch Cropping, Agroforst und möglichst viele Strukturelemente wie Hecken.
Auf einer Podiumsdiskussion ging es um die Umsetzung der Vorschläge in die Agrarpolitik. Die neugebackene SPD-Bundestagsabgeordnete Franziska Kersten versprach, sich darum zu kümmern, dass Wasser in der Fläche gehalten wird. Der EU-Abgeordnete Martin Häusling kritisierte, das Potenzial von Agroforst oder Fruchtfolgen werde in Brüssel und Berlin bisher nicht erkannt, die Förderung sei „lächerlich“. Und Agrar-Staatssekretär Ludwig Theuvsen berichtete aus Niedersachsen, dass sie gerne Hecken fördern würden, viele Landwirte aber davor zurückscheuten. Denn sobald sich seltene Tiere dort ansiedelten, müssten daraus Schutzgebiete gemacht werden. Es gebe „viele Fehlanreize im System“.
Der Nachmittag war verschiedenen Arbeitsgruppen gewidmet, später trug man die Ergebnisse zusammen. Der Wunsch, eine Gesamtstrategie und einen Forschungs-Verbund zu entwickeln, war dabei allgegenwärtig. Man brauche land(wirt)schaftliche Reallabore und KlimaLandschaften, in denen das Zusammenwirken von Boden, Wasser und Grün erforscht werde – so äußerten sich viele Teilnehmende. „Es müssten ganze Regionen umgebaut werden“, befand Geowissenschaftler Hubert Wiggering am Ende.
Bäume kühlen Städte besser als Grünflächen
In Städten wird das Klima durch Bäume erheblich beeinflusst – stärker noch als durch Parks oder einfache Grünanlagen, fanden Forscher heraus, und kann bis zu 12°C Temperaturunterschied ausmachen.
Der größere Kühlungesseffekt entsteht vor allem durch Verdunstung, schreibt das Team um den deutschen Geoökologen Jonas Schwaab. Bei städtischen Grünflächen mit Rasen oder Blumen sei der Kühleffekt zwei bis viermal geringer als bei Flächen mit Bäumen. Bäume können natürlich durch tiefgründige Wurzeln mehr Wasser aufnehmen und verdunsten.
Dirk Steffens: Klimawandel – Wir müssen holistisch denken
Interessantes Interview mit Dirk Steffens, von Terra-X bekannt: »Denkt man nur an Klimaschutz, geht an anderer Stelle vielleicht mehr kaputt. Das ist die Lehre daraus: Wir müssen holistisch denken. Wir müssen die Erde als ein einziges, großes Natursystem denken, in dem alles mit allem zusammenhängt und wir dürfen nicht die ganze Zeit nur über Klima reden. Das greift zu kurz.
Auch wenn es anstrengend ist: Die Natursysteme müssen als ganzheitliche betrachtet werden. Sonst reparieren wir ständig das eine und machen dabei das andere kaputt. Damit wäre nichts gewonnen, wir schlittern so nur von einer Krise in die nächste. Die gute Nachricht ist aber: Die Wissenschaft beginnt erstmals in der Menschheitsgeschichte, diese Zusammenhänge zu begreifen.
Es gibt komplette Kreisläufe, die sich um die ganze Erde spannen. In der Sendung erläutern wir das etwa anhand der sogenannten Kieselalge. Wir Menschen stehen am Rande dieser Kreisläufe und leben von ihnen. Wenn wir irgendwo in dieser Kette, von den Gletschern über die Regenwälder bis in die Wüsten, ungeschickt eingreifen – dann geht das ganze System hops. Wenn das kippt, sind wir am Arsch, um es ganz geradeaus zu sagen.
Fliegende Flüsse. Ein Artikel in der taz von Stefan Schwarzer und Ute Scheub
In der taz: »Wasser kühlt – das wissen wir alle. Und dennoch wird dieser Umstand in der Klimadebatte massiv unterschätzt. Viele glauben, es reiche, den CO2-Gehalt in der Atmosphäre zu reduzieren. Dabei sind die Dinge viel komplexer, denn es gibt weitere, biophysikalisch sehr unterschiedlich wirkende Treibhausgase, wozu auch Wasserdampf gehört.«
Mehr Wälder in Europa könnten für mehr Niederschläge sorgen
Aufforstungen könnten einer Studie zufolge in großen Teilen Europas die Niederschlagsmengen erhöhen und so manche Folgen des Klimawandels dämpfen. Vor allem gegen Sommerdürren könne dies vorbeugen, berichten Forschende um Ronny Meier von der Eidgenössischen Technischen Hochschule Zürich (ETH) nach der statistischen Auswertung von Wetterdaten in der Zeitschrift „Nature Geoscience“. Aufforstungen könnten die Regenmengen demnach im Sommer um durchschnittlich 7,6 Prozent steigern – das entspräche 0,13 Millimetern pro Tag.
Allerdings müssten dafür, so meine Meinung, die Wälder gehörig schnell und umfassend umgebaut werden – statt Fichtenforste, die ja eh schon allenthalben absterben, braucht es vielfältige Dauerwälder, die den Boden aufbauen und für eine entsprechende Wasserinflitration und -speicherfähigkeit sorgen.
Den kleinen Wasserzyklus wieder schliessen, durch Vegetation und Humusaufbau
Ich beschäftige mich gerade sehr viel mit dem kleinen Wasserzyklus, d.h. der Verdunstung von Wasser über v.a. Vegetation und Boden, und inwieweit dies zum einen für den regionalen Niederschlag essentiell ist, aber auch gleichzeitig für eine Abkühlung in bodennahen Schichten wie aber auch in der Atmosphäre führt. Bald hoffentlich mehr dazu. Aber dieses kleine Video gibt einen guten Einblick in Hinsicht auf die Frage, wie Prozesse verstärkt werden können – in die Richtung zu mehr Trockenheit, Überschwemmungen und Bodenabtrag, oder in die Richtung mehr Vegetation, mehr Niederschlag, mehr Fruchtbarkeit. Wir haben die Wahl!
Wie die Bauern in den Great Plains das lokale Klima verändern
Interessanter Artikel aus den USA zu den beiden Themen: Zwischenfrüchte & Einfluss auf das Klima. Spannend, nicht nur die Erkenntnis dass eine ständige Bodenbedeckung Kohlenstoff im Boden speichert, Nährstoffe hält und bildet, Wasser bindet. Das sind schon genug Gründe, um Zwischenfrüchte anzubauen. Aber eben auch die Erkenntnis, dass diese flächige Bedeckung von Vegetation zu mehr Feuchtigkeit in der Luft und damit zu mehr Niederschlag führt.
Präsentation: Wasser pflanzen. Mit (mehr) Vegetation und (fruchtbaren) Böden die kleinen Wasserkreisläufe stärken und das Klima kühlen. Stefan Schwarzer
Da mein Artikel für UNEP jetzt endlich veröffentlicht wurde, hier auch noch mal der Hinweis auf den entsprechenden Vortrag von mir:
Meine Präsentation zum Thema »Mit Vegetation das Klima kühlen«: So wie es aussieht, steht uns in der Klima- wie auch Landwirtschaftsdiskussion ein ziemlich spannendes Werkzeug zur Verfügung mit vielfältigen Vorteilen: mehr Vegetation (v.a. in der Landwirtschaft; durch Untersaaten, Zwischenfrüchte, Agroforstwirtschaft, aber auch durch eine andere Form von Tierhaltung, Waldumbau, Wasserretention) heisst mehr fruchtbare Böden, mehr Wasserspeicherkapazität und Infiltration, mehr Nährstoffe, mehr Lebensraum für Insekten & Co, mehr … und v.a. eine Kühlung (der bodennahen Schichten), Wärmeverlust in den Weltall, mehr Wolken mit mehr Niederschlag und mehr Sonnenlichtreflexion, was wiederum zur Kühlung des Klimas beiträgt, wie auch die kleinen (geschwächten) Wasserkreisläufte aktiviert.
Kurz gesagt: Wir könn(t)en mit der Natur arbeiten, um das Klima zu kühlen, die kleinen Wasserkreisläufe zu stärken und dabei die Land-, Forst- und Wasserwirtschaft resilienter und »fruchtbarer« zu machen.
Mit Vegetation und Böden die kleinen Wasserkreisläufe stärken und das Klima kühlen
Mein neuer Artikel für UNEP ist da: Wie können wir mit (mehr) Vegetation und (fruchtbaren) Böden die kleinen Wasserkreisläufe stärken und das Klima kühlen?
(Nicht nur) In meinen Augen die wohl wirksamsten Maßnahmen, um nicht nur klimapositiv zu werden, sondern gleichzeitig wieder die Wasserkreisläufe zu aktivieren, Böden wieder aufzubauen, resilienter bzgl gleichzeitig Trockenheit und Überflutungen zu werden, und viel mehr!
Hier der Link zum Originalartikel auf englisch, hier die inoffizielle deutsche Übersetzung von mir.
Die fortschreitende Zerstörung der Wälder, die Verschlechterung der Böden, der daraus resultierende Verlust der terrestrischen Wasserspeicherung und die Verringerung der Wasserrückhaltung in der Landschaft stören die Bewegung des Wassers in und durch die Atmosphäre. Diese Störungen führen zu erheblichen Verschiebungen der Niederschlagsverteilungen, die in vielen Gebieten der Welt zu weniger Regenfällen und mehr Dürren, einem Anstieg der regionalen Temperaturen und einer Verschärfung des Klimawandels führen könnten. Diese Veränderungen betreffen das regionale Klima, können sich aber auch auf weit entfernte Regionen auswirken. Das Verständnis der verflochtenen Beziehungen und der daraus resultierenden Energieflüsse zwischen Pflanzen, Böden und Wasser auf dem Boden sowie in der Atmosphäre kann dazu beitragen, den Klimawandel abzuschwächen und widerstandsfähigere Ökosysteme zu schaffen.
Einen Vortrag von mir zum Artikel findest du hier.
Ludwig Pertl // Wasser, der in Zukunft begrenzende Faktor bei uns im Wald // Webinar-Reihe „Aufbauende Landwirtschaft“ 2021
In der 6. Webinar-Reihe »Aufbauende Landwirtschaft« war Ludwig Pertl zum Thema »Waldumbau« mit dabei. Ein spannender Vortrag, mit der zentralen Aussage, dass die Böden der entscheidende Faktor sein werde für einen zukunftsfähigen Wald.
Ludwig Pertl Dipl. Ing. Forst, hat gut vierzig Jahre im Landkreis Landsberg am Lech nadelholzreiche Wälder in zukunftsfähige, angepasste, laubholzreiche Dauerwälder transformiert. Nachdem er im Jahre 2000 die jagdliche Eigenbewirtschaftung durchgesetzt hat, gelang es ihm 2003 eine Entschädigungsregelung zum Wohle von gutem Trinkwasser einzuführen. Mit dem Bau des Heizkraftwerkes Kaufering im Jahr 2006, nutzte er die Chance ein nachhaltiges Anpassungskonzept für die Region zu entwickeln und versucht seitdem dieses in der Praxis zu verwirklichen. Dabei ist eine intensive Zusammenarbeit mit der Hochschule Weinstephan mit jährlichen Projektwochen und studentischen Arbeiten entstanden. Von 2017 bis 2020 leitete er das INTERREG Links4Soils Projekt als deutscher Partner und ist gegenwärtig am Folgeprojekt Life Future Forest beteiligt, um die Projektziele vollständig zu realisieren.